Miguel de Cervantes Saavedra (1547–1616)

Los españoles más famosos

Berühmte Spanier

[DE] Zehn Persönlichkeiten der spanischen Geschichte, die man auch als Besucher des Landes kennen sollte:

[ES] Diez personalidades de la historia de España que uno debe conocer como visitante del país:

Je nachdem, wie und wen man fragt, bekommt man unterschiedliche Antworten auf die Frage nach den berühmtesten Spaniern aller Zeiten ¹. In der Aufrufstatistik der Wikipedia rangieren zum Beispiel auf den Plätzen acht, neun und zehn: Fernando Alonso und Rafael Nadal aus der Welt des Sports, an die sich in ein paar Jahrzehnten kein Mensch mehr erinnern wird; sowie der faschistische Diktator Francisco Franco, der eher als berüchtigt denn als berühmt gelten sollte. Berücksichtigt man andere Messvariablen, dann rücken auch längst vergessene historische Persönlichkeiten wie Seneca oder Trajan auf die vorderen Plätze. Schaffende Künstler stehen meist weit oben in den Ranglisten, vor allem wohl deshalb, weil ihre Werke auch nach Jahrhunderten öffentlich sichtbar sind.

Ich habe eine Vielzahl an Quellen ausgewertet und mich dann dafür entschieden, Persönlichkeiten aus verschiedenen Berufssparten in meine Liste aufzunehmen: Schriftsteller, bildende Künstler, Politiker und Militärs ²:


Berühmte Spanier – Miguel de Cervantes
(1547–1616)

Was Johann Wolfgang von Goethe für Deutschland ist, oder William Shakespeare für die Briten, das bedeutet Miguel de Cervantes für die spanische Geschichte. Sein voller Name lautet Miguel de Cervantes Saavedra, weltberühmt wurde er für sein Hauptwerk Don Quijote, Altspanisch noch Don Quixote.

Cervantes wurde im Spätmittelalter als Sohn einer verarmten Adelsfamilie in Alcalá de Henares in der Nähe von Madrid geboren. Sein Abbild sehen wir übrigens oben auf dem Titelbild dieses Beitrags.

Consuegra, La Mancha
Molinos de viento, Consuegra, La Mancha

Der vollständige Titel der zweiteiligen Romangeschichte Cervantes‘ lautet El ingenioso hidalgo Don Quixote de la Mancha | Der geistreiche Junker von La Mancha. Das Buch wurde 2002 von hundert international bekannten Schriftstellern „zum besten Buch der Welt“ gewählt. Bekannt ist vor allem die abenteuerliche Geschichte des Kampfes gegen Windmühlen, den Don Quijote wie fast alle seine Abenteuer jämmerlich verliert.

Abenteuerliches Leben

Miguel de Cervantes gilt als Nationaldichter Spaniens und Erfinder des Romans. Sein Hauptwerk steht noch immer auf Platz eins der meistverkauften Bücher spanischsprachiger Autoren.

Der Schriftsteller führte selbst ein äußerst abenteuerliches Leben. Mit 22 floh er – vermutlich auf der Flucht nach einem gewonnenen Duell – nach Italien, trat dort in die spanische Marine ein und nahm 1571 an der Seeschlacht von Lepanto teil, in der fast 40.000 Soldaten ihre Leben verloren. Die Schlacht brach den Nimbus der Unbesiegbarkeit der osmanischen Mittelmeerflotte. Allerdings wurde auch Cervantes schwer verletzt, so dass seine linke Hand dauerhaft gelähmt blieb. Die Verletzung brachte ihm den Beinamen el manco de Lepanto | der Einhändige von Lepanto eintrug. Im Alter von 28 Jahren wurde Cervantes von Korsaren als Sklave nach Algier verschleppt. Erst fünf Jahre später konnte er freigekauft werden und nahm im Anschluss an spanischen Kriegszügen nach Portugal und auf die Azoreninseln teil.

Die Kehrseite

Cervantes heiratete mit 38, hatte jedoch Affairen und mindestens eine uneheliche Tochter. Vor allen Dingen jedoch war Cervates hoch verschuldet. Er versuchte, sich als Schriftsteller zu etablieren, arbeitete außerdem als Steuereintreiber, in der Marineverwaltung und verbrachte drei Monate in Untersuchungshaft wegen angeblicher Veruntreuung von Staatsgeldern. Im Gefängnis begann er mit der Arbeit am Don Quijote. Der Roman brachte ihm zwar den ersehnten Erfolg. Doch das gewonnene Geld verlor Cervantes wieder. Er starb schließlich verarmt am 22. April 1616 in Madrid im Alter von 69 Jahren. Erst am darauffolgenden Tag wurde er im Konvent der barfüssigen Trinitarierinnen beerdigt, weshalb der 23. April lange als sein gemeinsamer Todestag mit William Shakespeare galt *.

Cervantes‘ Erbe

So wie das deutsche Goethe-Institut ist das spanische Instituto Cervantes eine öffentliche Einrichtung, die 1991 von Spanien gegründet wurde. Ziel der Organisation ist es, den Unterricht, das Studium und die Verwendung der spanischen Sprache zu fördern und zur Verbreitung der hispanischen Kulturen im Ausland beizutragen.

* Hinweis: Die Annahme, Shakespeare sei zumindest „fast“ zeitgleich mit Cervantes gestorben, ist ohnehin falsch. Es lagen wohl elf Tage zwischen den beiden Todestagen. Denn als Shakespeare am 23. April 1616 in Stratford-upon-Avon starb, war in Spanien schon der 3. Mai. Der Grund: In Spanien galt bereits der Gregorianische Kalender, während die Briten damals noch am Julianischen Kalender festhielten.

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Berühmte Spanier – Federico García Lorca
(1898–1936)

Berühmte Spanier: Federico García Lorca, en La Huerta de San Vicente
Federico García Lorca, en La Huerta de San Vicente

Der volle Name des spanischen Lyrikers lautet Federico del Sagrado Corazón de Jesús García Lorca. Er gehört zu den führenden Köpfen der Generación del 27 und erneuerte zu Beginn des 20. Jahr­hun­derts zusammen mit Ramón del Valle-Inclán das spanische Theater. Lorca ist zweifellos der Berühmteste unter den andalusischen Dichter. Er pflegte einen weiten Freundeskreis zu dem auch der Filmemacher Luis Buñuel und der junge Salvador Dalí gehörten. Mit dem sechs Jahre jüngeren Dalí verband den Dichter über zehn Jahre hinweg eine enge persönliche Freundschaft.

«Verde que te quiero verde»

Schlagartig berühmt wurde Lorca 1928 mit dem Gedichtband Romancero Gitano | Zigeuner-Romanzen. Als Homosexueller stand Lorca am Rande der Gesellschaft und fühlte sich zu den gitanos | Zigeunern hingezogen, die ebenfalls eine gesellschaftlich geächtete Gruppe waren und – wie er selbst – von der Staatspolizei drangsaliert wurden.

Das vermutlich bekannteste seiner Gedichte stammt aus dem Band Romancero Gitano und trägt den Titel Romance Sonámbulo | Traumwandlerromanze. Es wurde auch unter seiner Anfangszeile bekannt: Verde que te quiero verde. Das Poem wurde unzählige Male vertont, zum Beispiel als Flamenco von Ricardo Fernández del Moral.

Lorcas Ermordung

Im Sommer 1936 reiste Lorca ins Landhaus seiner Eltern. Dort wurde er vom Staatsputsch durch Francisco Franco überrascht. Die Militärs besetzten Granada, Lorca suchte Schutz im Haus von Freunden. Doch diese konnten nicht verhindern, dass Lorca von den Putschisten unter den Vorwürfen „Sozialismus“, „Freimaurerei“ und „homosexuelle Handlungen“ verhaftet, verschleppt, am 19. August 1936 im Alter von 38 Jahren erschossen und am Straßenrand verscharrt wurde. Wo sein Grab liegt, ist bis heute unbekannt.

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Berühmte Spanier – Diego Velázquez
(1599–1660)

Berühmte Spanier: Diego Velázquez, retrato grabado
Diego Velázquez, retrato grabado

Diego Rodríguez de Silva y Velázquez, wie der Mann mit vollem Namen hieß, war ein spanischer Barockmaler und bedeutender Portraitmaler seiner Zeit, des sogenannten siglo d’oro. Sein Werk zeugt von einer außergewöhnlichen Beobachtungsgabe, sein künstlerisches Erbe setzt sich bis heute fort. Velázquez wurde in Sevilla geboren, der damals größten Stadt Spaniens. Dort entwickelte er unter dem Einfluss von Caravaggio und dessen Anhängern einen naturalistischen Stil mit klarer Dominanz des Tenebrismus. Damit gemeint ist eine kräftige, besonders kontrastreiche Form der Helldunkelmalerei, bei der sich Figuren oder Gegenstände vor einem sehr dunklen oder schwarzen Hintergrund hell abheben. Tragende Farben sind dabei Schwarz- sowie in den Schattenpartien Braun-, Grau- und Olivtöne.

Leben und Werk

Mit 24 Jahren wurde Velázquez als Hofmaler Felipe IV. nach Madrid berufen. Dort bestand seine Arbeit darin, Porträts des Königs und seiner Familie zu malen sowie weitere Gemälde, die zur Dekoration der königlichen Paläste bestimmt waren. Den Posten behielt Velázquez bis zu seinem Tod. Sein wahrscheinlich bedeutendstes Werk trägt den Titel Las Meninas | Die Hoffräulein. Im Zentrum des Bildes steht Margarita Theresa von Österreich als Fünfjährige, umgeben von Edelfräulein, Hofzwergen, Velazquez selbst sowie ihren Eltern Felipe IV. und Anna Maria von Österreich. Das Gemälde wurde mehrfach mit Superlativen wie die „Theologie des Malens“ oder die „Philosophie der Kunst“ bedacht. Es ist im Museo del Prado in Madrid ausgestellt.

„Die Meninas sind das sichtbare Bild des unsichtbaren Denkens von Velázquez.“
— René Magritte, 1966

Velázquez‘ Werkskatalog umfasst 120 bis 130 Gemälde. Er beeinflusste wichtige Künstler der folgenden Jahrhunderte, wie etwa Goya und Manet. Auch Maler des zwanzigsten Jahrhunderts – Picasso, Bacon, Dalí – zollten Velázquez noch ihren Respekt, indem sie seine Gemälde neu interpretierten.

Diego Velázquez verstarb im Alter von 61 Jahren an den Folgen einer Fiebererkrankung und wurde in Madrid begraben. 150 Jahre später wurde seine Grabeskirche abgerissen, die Gebeine des Malers sind seither verschollen.

Hinweis: Der Maler ist nicht zu verwechseln mit Diego Velázquez de Cuéllar, einem spanischen Eroberer und Gouverneur von Kuba, der etwa hundert Jahre vor dem Künstler lebte. (Siehe Hernán Cortés.)

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Berühmte Spanier – Antoni Gaudí
(1852–1926)

Berühmte Spanier: Antoni Gaudí i Cornet, 1887
Antoni Gaudí i Cornet, 1887

Antoni Gaudí i Cornet wurde 1852 in der katalanischen Stadt Reus (oder in der nahegelegenen Ortschaft Ruidoms) als Sohn eines Kesselschmiedes geboren. In Barcelona studierte er Architektur, das Studium schloß er im Alter von 26 Jahren ab. Schon von Beginn seines Studiums an arbeitete er für verschiedene Architekturbüros.

Als Gaudí 1889 auf der Weltaustellung in Paris einige seiner Werke zeigte, erregte er die Aufmerksamkeit des spanischen Textilfabrikanten Eusebi Guëll. Gaudí bekam von ihm den Auftrag, Möbel für eine Kapelle im Palast von Sobrellano zu entwerfen. In den folgenden 35 Jahren erhielt Gaudí noch fünf weitere Aufträge von Guëll. Deshalb wird der Unternehmer von vielen als bedeutendster Mäzen Gaudís betrachtet. Bis 1914 arbeitete Gaudí an vielen verschiedenen architektonischen Projekten. Doch in jenem Jahr beschloss er, seine Aufmerksamkeit ausschließlich dem Bau seines Lebenswerks zu widmen, dem Kir­chen­bau * Sagrada Família. Die letzten zwölf Jahre seines Lebens gehörten ausschließlich diesem beeindruckendsten seiner Kunstwerke.

Gaudí und Barcelona

Gaudí wurde schließlich bekannt als der maßgebende Vertreter des katalanischen Jugenstils. Seine Werke reflektieren alle einen sehr individuellen, unverkennbaren Stil. Die meisten und bekanntesten befinden sich in Barcelona; darunter eben sein Hauptwerk, die Ba­si­li­ka * Sagrada Família, sowie der Parque Güell und zwei großbürgerliche Wohnhäuser am Passeig de Gràcia, die Casas Batlló und die Casa Milà. Kaum ein anderer bildender Künstler kann wohl für sich den Anspruch erheben, einer Weltmetropole wie Barcelona seinen persönlichen Stempel aufgedrückt zu haben. Die UNESCO führt unter der Bezeichnung „Werke von Antoni Gaudí“ eine Welterbeliste mit sieben Bauten des Architekturgenies:

  • Parque Güell (Barcelona, Stadtteil Gràcia, UNESCO-Welterbe seit 1984)
  • Palau Güell (Barcelona, Stadtteil El Raval, seit 1984)
  • Casa Milà (Barcelona, Passeig de Gràcia, seit 1984; im Volksmund despektierlich auch La Pedrera | der Steinbruch)
  • Casa Vicens (Barcelona, Stadtteil Gràcia, seit 2005; Frühwerk aus den 1880er Jahren)
  • Geburtsfassade und Krypta der Sagrada Família (Barcelona, Stadtteil Eixample, seit 2005)
  • Casa Batlló (Barcelona, Paseo de Gràcia, seit 2005)
  • Krypta der Colònia Güell (Santa Coloma de Cervelló, seit 2005)

Ein unglückliches Lebensende

Am 7. Juni 1926 wurde Gaudí auf dem Weg zur Baustelle der Sagrada Família von einer Straßenbahn erfasst. Wegen seines verwahrlosten Äußeren wurde er zunächst für einen Bettler gehalten und nicht angemessen versorgt. Erst Tage später fanden ihn ein Freund und Mitarbeiter im Armenlazarett Hospital de la Santa Creu. Drei Tage nach dem Unfall verstarb Gaudí im Alter von 73 Jahren und wurde in der Krypta der Sagrada Família beigesetzt.

* Hinweis: Die Sagrada Família ist keine Kathedrale, denn dafür müsste sie Bischofssitz sein. Ihr offizieller Name lautet Basílica i Temple Expiatori de la Sagrada Família | Basilika und Sühnetempel der Heiligen Familie.

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Berühmte Spanier – Pablo Picasso
(1881–1973)

Berühmte Spanier: Pablo Ruiz Picasso, 1947
Pablo Ruiz Picasso, 1947

Der in Málaga geborene Maler, Grafiker und Bildhauer Pablo Ruiz Picasso war zweifellos einer der bedeutendsten Künstler des zwanzigsten Jahrhunderts. Sein vollständiger Name lautet Pablo Diego José Francisco de Paula Juan Nepomuceno María de los Remedios Cipriano de la Santísima Trinidad Ruiz y Picasso. Nicht nur dieser Name, sondern auch sein künstlerisches Gesamtwerk ist umfangreich: Es wird auf bis zu 50.000 Collagen, Gemälde, Grafiken, Keramiken, Plastiken und Zeichnungen geschätzt, siehe auch unten.

Schaffensperioden

Mit Picasso verbindet man seine ungeheure künstlerische Neugier, die in verschiedenen Schaffensperioden Ausdruck fand. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts durchlebte der Maler seine monochromatischen Phasen, die sich in der Blauen sowie der Rosa Periode manifestierten. Daran anschließend experimentierte Picasso wie etwa auch George Braque mit einer neuen künstlerischen Denkordnung, die Stilrichtung des Kubismus entstand. Von 1925 an wandte sich Picasso nochmals einer neuen Kunststilrichtung zu, die sich aus dem Dadaismus herauskristallisierte: dem Surrealismus. Zwar kann Picasso nicht im engen Sinne dem Surrealismus zugerechnet werden. Doch für die Surrealisten, etwa für Salvador Dalí, war er eine Symbolfigur der Moderne.

Zu Picassos bekanntesten Werken gehört das monumentale Gemälde Guernica aus dem Jahr 1937. Ein Jahr zuvor, bei Ausbruch des spanischen Bürgerkrieges, war der Künstler zum Direktor des Prado ernannt worden. Die Republik beauftragte ihn mit einem großformatigen Wandgemälde zu Repräsentationszwecken. Nach anfänglichem Zögern sagte Picasso aus zwei Gründen zu: Zum einen war sein geliebtes Museum bombardiert worden und zum anderen hatte die deutsche Legion Condor in Unterstützung von Francos Truppen die baskische Stadt Gernika zerstört. Die Schrecken des Bombenterrors sind Thema des weltbekannten Gemäldes, das sich heute im Museo Reina Sofía in Madrid befindet.

Tod und Nachlass

Bis zu seinem Tod noch als Maler und Zeichner aktiv, starb Pablo Picasso am 8. April 1973 im südfranzösischen Mougins im Alter von 91 Jahren, vermutlich an den Folgen einer Lungenembolie. Er war zweimal verheiratet, hinterließ vier eheliche Kinder, seine Witwe Jacqueline Roque, zahlreiche Geliebte und mindestens drei weitere, uneheliche Kinder. Picasso wurde im Park seines Schlosses Vauvenargues im Hinterland der französischen Côte d’Azur beerdigt.

Sein künstlerischer Nachlass umfasste gemäß einem Werkverzeichnis rund 1.900 Gemälde, 7.000 Zeichnungen, 20.000 Grafiken, 3.200 Keramikarbeiten, 1.200 Skulpturen und Objekte, sowie 175 Skizzenbücher mit etwa 7.000 Zeichnungen. Nach Picassos Tod tauchten jedoch immer wieder weitere, bis dahin unbekannte Werke auf. Im seinem Todesjahr wurde sein Werk auf einen Wert von umgerechnet rund 240 Millionen Euro geschätzt. Hinzu kam sein materielles Vermögen von weiteren 700 Millionen Euro. Da Picassos kein Testament hinterlassen hatte, entbrannte um seine Hinterlassenschaften heftiger Streit unter den zahlreichen Erbberechtigten.

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Berühmte Spanier – Salvador Dalí
(1904–1989)

Berühmte Spanier: Salvador Felipe Jacinto Dalí i Domènech, geboren in Figueras, im Norden Kataloniens
Salvador Felipe Jacinto Dalí i Domènech, geboren in Figueras, im Norden Kataloniens

Gezwirbelter Schnauzer, irrer Blick aus weit aufgerissenen Augen, dandyhafter Gehstock und ein zahmer Ozelot an der Leine: Es heißt, Salvador Felipe Jacinto Dalí i Domènech habe sich selbst noch besser zu vermarkten gewusst als seine Kunst.

„Meine Eltern tauften mich Salvador | Retter: Und wie der Name schon sagt, bin ich zu nichts Geringerem bestimmt, als die Malerei vor der Leere der modernen Kunst zu retten, und dies in einer Zeit der Katastrophen, in diesem mechanischen und mittelmäßigen Universum, in dem zu leben wir das Unglück und die Ehre haben.“

Salvador Dalí, 1920
Dalí-Maske im Film La Casa de Papel
Dalí-Maske in der TV-Serie La Casa de Papel | Haus des Geldes, 2017

Genie, Größenwahn und Zynismus, Clownerie und Irrsinn, Provokation nach außen und Bescheidenheit im Privaten – viele Widersprüche liegen eng beisammen in der Person von Salvador Dalí, der Legende der Kunstrichtung des Surrealismus, der Vorreiter der Pop Art war und längst Objekt der internationalen Massenkultur ist. Er schwankte zwischen Atheismus und streng gelebtem christlichem Glauben; zwischen Anarchie, marxistischer Revolution und Bewunderung für die faschistischen Diktatoren seiner Zeit; zwischen glühender Verehrung für seine zehn Jahre ältere Ehefrau und Muse Gala einerseits und sexueller Impotenz andererseits. Außerdem war Dalí ein begnadeter Netzwerker. Er kannte sie alle: seinen besten Freund aus jungen Jahren, Federico García Lorca; die Marx Brothers, Man Ray; André Breton, Luis Buñuel, Sigmund Freud, Amanda Lear, Joan Miró und Pablo Picasso.

Bedeutung und Erfolg

Fakt ist, dass Dalí Zugpferd Nummer eins unter den Künstlern des Surrealismus war. Sein berühmtes Bild mit dem Titel Die Beständigkeit der Erinnerung, das im New Yorker Museum of Modern Art zu sehen ist und auch als Die weichen Uhren oder Die zerinnende Zeit bezeichnet wurde, kennt vermutlich jede(r), der oder die in der westlichen Zivilisation aufgewachsen ist. Dalís Symbolik ist unverwechselbar, ob es nun die zerfließenden Uhren, halboffene Schublanden in menschlichen Körperteilen, Eier, stelzende Elefanten oder seine allgegenwärtigen Ameisen sind.

Logo Chupa-Chups, 1969
Das Logo des weltersten Lollys war ein Entwurf Dalís, 1969

Mit seiner Kunst und auch dank seiner Selbstvermarktung hat Salvador Dalí sehr viel Geld verdient und nicht nur sich selbst, sondern auch seine Manager unermesslich reich gemacht. 1982 verlieh ihm der spanische König den Ehrentitel Marqués de Dalí de Púbol. Nach dem Tod seiner Frau und einer Parkinsondiagnose verfiel der Künstler in den Achtzigerjahren zusehends. 1989 starb Salvador Dalí an Herzversagen, kinderlos und im Alter von vierundachtzig Jahren. Er wurde in der Krypta des Dalí-Museums in seiner Geburtsstadt Figueras, im Nordosten Kataloniens einbalsamiert und beigesetzt.

Nach Dalís Tod

Sein Vermögen, das auf einen Wert von umgerechnet bis zu 300 Millionen Euro geschätzt wurde, hatte der Künstler dem spanischen Staat und der Stiftung Fundación Gala-Salvador Dalí vermacht. Im Jahr 2017 wurden Dalís sterbliche Überreste exhumiert, um über die Vaterschaftsklage entscheiden zu können, die eine Wahrsagerin und Hellseherin namens Pilar Abel Martínez aus Dalís Heimatstadt Figueras erhoben hatte. (Und nein, Doña Pilar erwies sich nach einem DNA-Test nicht als Tochter des katalanischen Surrealisten.)

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Berühmte Spanier – El Cid
(um 1045–1099)

Berühmte Spanier: Rodrigo Díaz de Vivar, conocido como El Cid
Rodrigo Díaz de Vivar, conocido como El Cid Campeador; escultura ecuestre de Burgos | Reiterstandbild in Burgos

Rodrigo Díaz de Vivar, auch bekannt unter seinem Kampfnamen El Cid Campeador, war ein kastilischer Heerführer, der zum Ende des 11. Jahr­hun­derts die von königlicher Autorität unabhängige Mittelmeerküste der Iberischen Halbinsel beherrschte. Es gelang ihm, die Stadt Valencia von den Mauren zu erobern und dort vom 18. Juni 1094 fünf Jahre lang bis zu seinem Tod ein eigenständiges Herrschaftsregime zu erhalten. Seine Witwe Jimena Díaz konnte Valencia nur mehr drei weitere Jahre halten, bis die Stadt erneut in muslimische Hände fiel. El Cid gilt als spanischer Nationalheld im mittelalterlichen Kampf der Christen gegen die Mauren.

Den Beinamen Campeador, beziehungsweise lateinisch Campidoctor, führte Rodrigo urkundlich belegt schon zu Lebzeiten. Es war ein Ehrentitel, der auf erfolgreiche Zweikämpfe zurückzuführen war, siehe den heutigen „Champion“. Die Bezeichnung Cid leitet sich aus dem Arabischen sidi ab und bedeutet so viel wie „mein Herr“. Vermutlich erhielt Rodrigo diesen Beinamen in der Zeit, als er unter dem muslimischen Herrscher Zaragozas kämpfte, siehe im Weiteren.

Leben eines Haudegens

Rodrigo Díaz wuchs seit dem Tod seines aus dem Kleinadel stammenden Vaters am Hof des kastilischen Königs von León Fernando el Magno | Fer­di­nand I. des Großen auf und wurde mit dessen ersten Sohn Sancho erzogen. León war um den ersten Jahrtausendwechsel etwa zweihundert Jahre lang die wichtigste christliche Stadt auf der iberischen Halbinsel. Als Alférez Real | königlicher Bannerträger errang Rodrigo erste militärische Erfolge. Auch nachdem die Krone an Alfonso el Bravo | Al­fons VI. den Tapferen überging, blieb Rodrigo in dessen Diensten.

Doch nach eigenmächtigen Eroberungszügen fiel Rodrigo in Ungnade und wurde 1079 aus seiner kastilischen Heimat verbannt. Der erfahrene Soldat verdingte sich daraufhin am Hof des maurischen Emirs Yúsuf al-Mutamán | Yusuf ibn Ahmad von Zaragoza. Dort begann Rodrigo ein Söldnerheer aufzubauen, das sich aus Beutezügen finanzierte. Der Mann wurde immer mehr zum Raubritter – oder wie man heute sagen würde: zum „Warlord“. Plündernd zogen El Cids Truppen die spanische Mittelmeerküste entlang, brachten das Gebiet fast vollständig unter ihre Kontrolle.

Vom Raubritter zur Legende

Nach der erfolgreichen Eroberung Valencias führte Rodrigo Díaz ein strenges Regime in der Stadt. Spitzelwirtschaft, Folterungen und grausame Strafen gegen seine Gegner waren an der Tagesordnung. El Cid herrschte mit harter Hand. Und immer wieder gelang es ihm, die angreifenden maurischen Almoravidenheere zurückzuschlagen. Aus dieser Zeit stammt das Bild des unbesiegbaren Haudegens im Namen des Kreuzes. Der Cid gilt bis heute als Symbol für die Einheit Spaniens, für den Sieg der Christenheit über den Islam auf der Iberischen Halbinsel, für selbstlose kriegerische Tapferkeit. – Eine Legende, die allerdings erst später in den Schreibstuben kastilischer Klöster entstand und 1961 auch im bekannten Film mit Charlton Heston in der Hauptrolle ihren Niederschlag fand.

Tod einer Nationallegende

Apropos Legende: Der Cid soll am 10. Juli 1099 im Alter von etwa fünfzig Jahren in einem Hinterhalt den Tod gefunden haben. Angeblich banden seine Leute daraufhin den Leichnam auf dem Pferd fest und schickten den Zombie voraus in die Schlacht, die selbstverständlich siegreich endete. Wahrscheinlicher jedoch starb der Mann im Bett, an den Folgen einer Pfeilwunde. Sein Grab befindet sich heute in der Kathedrale von Burgos, in der Nähe seines Geburtsortes Vivar.

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Berühmte Spanier – Los Reyes Católicos:
Isabel I de Castilla, Fernando II de Aragón
(1451–1504, 1452–1516)

Berühmte Spanier - Los Reyes Católicos: Isabel I de Castilla, Fernando II de Aragón
Los Reyes Católicos: Isabel I de Castilla, Fernando II de Aragón

Isabel war Landesfürstin von Kastilien, Fernando Fürst von Aragón. Die beiden waren Cousins zweiten Grades und heirateten 1469 in Valladolid auf Initiative Isabels; sie mit achtzehn, er mit siebzehn Jahren. Isabel – die stärker der beiden – soll eine selbstbewusste und durchsetzungsfähige, jedoch keine attraktive Frau gewesen sein. Ein Historiker beschreibt ihr Gesicht als „Pudding mit Schmollmund und traurigen Augen“.

Das Paar setzte sich in den Machtkämpfen des kastilischen Erbfolgekrieges gegen Isabels Nichte Juana la Beltraneja durch und herrschten bis 1504 gemeinsam über weite Gebiete der iberischen Halbinsel. Garant für die politischen Erfolge des Paares war sicher das außerordentlich gute Einvernehmen der Eheleute. Historikern ist es oft unmöglich zu verorten, auf welchen der beiden ein Beschluss zurückgeht. Ihre Gleichstellung drückt sich auch in einer Devise aus: Tanto monta, monta tanto – Isabel como Fernando | Es ist einerlei – Isabel wie Fernando.

Isabel und Fernando waren die ersten Monarchen, die als „Könige von Spanien“ bezeichnet wurden. Die spanische Geschichtsschreibung betrachtet die Herrschaft der „Katholischen Könige“ als den Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit.

Innenpolitische Schachzüge

Den Ehrentitel Reyes Católicos | Katholische Könige, abgekürzt RR.CC., erhielten die beiden im Jahr 1496 von Papst Alexander VI. vor dem Hintergrund der Vertreibung der Mauren aus Granada im Jahr 1492, siehe auch im Beitrag El suspiro del moro. Dieses Ereignis stellte das Ende einer jahrhundertelangen Reconquista | Rückeroberung dar. (Mehr dazu findet man zum Beispiel auch weiter oben im Kapitel über El Cid.)

Das Ende der Maurenherrschaft stellte auch den Beginn des Umbaus Spaniens in ein christliches Staatswesen dar. In einem berüchtigten Edikt stellten die Majestäten zunächst alle Juden und später auch die Muslime vor die Wahl: christliche Taufe oder Ausweisung. Im Jahr 1478 wurde formal das Tribunal del Santo Oficio de la Inquisición | die Spanische Inquisition ins Leben gerufen, die mit Unterbrechungen bis 1834 die Häresie in Spanien bekämpfen sollte.

Eine weitere wichtige Errungenschaft des Katholischen Königspaares war die Eroberung Navarras, das strategisch zwischen Spanien und Frankreich lag und eines der letzten unabhängigen Gebiete auf der Iberischen Halbinsel. Mit der Annexion Navarras konnte die territoriale Einheit Spaniens weiter gefestigt und die Machtbalance zwischen Spanien und Frankreich zugunsten der Katholischen Könige verschoben werden.

Spaniens Aufstieg zur Weltmacht

Die Kanarischen Inseln lagen an einer Schlüsselposition im Atlantik und dienten als wichtige Basis für die Expansion nach Westen. Ihre Lage bot Spanien die Möglichkeit, maritime Routen zu kontrollieren, die Inseln waren ein idealer Zwischenstopp für Schiffe, die auf den Atlantik hinausfuhren. Durch die finale Inbesitznahme der Kanarischen Inseln schufen Isabel und Fernando ein Sprungbrett für die Entdeckung Amerikas.

Cristóbal Colón | Cristoforo Colombo | Christoph Kolumbus

Ein wichtiger Grund für die Orientierung über den Atlantik hinweg war die kommerzielle Notwendigkeit, neue Wege nach Indien oder zu den Gewürzinseln zu finden. Zu fernen Ländern, aus denen exotische Gewürze stammten – Muskatnuss, Pfeffer, Nelken, Zimt –; in Europa längst unverzichtbar für die Konservierung von Lebensmitteln und zum Würzen auf den Tischen der Reichen. Und natürlich erhoffte man sich auch den Zugang zu Gold- und Silberschätzen.

Zu jener Zeit waren die traditionellen Routen in diese Gebiete verschlossen, die Türken besetzten den östlichen Mittelmeerraum. Da kam den spanischen Königen der gestandene italienische Seefahrer Cristoforo Colombo gerade recht, der mit seinem verwegenen Plan einer Westumschiffung der Erde zuvor in Portugal, Frankreich und England abgewiesen worden war. Am 3. August des Schicksalsjahres 1492 stach Kolumbus im Auftrag der kastilischen Krone auf der Santa María, der Niña und der Pinta westwärts in See.

Lange Zeit wurden die neu entdeckten Gebiete als Indias Occidentales | West-Indien bezeichnet. Erst durch den Florentiner Amerigo Vespucci, der ebenfalls mehrmals im Auftrag der Katholischen Könige westwärts reiste, wurde bekannt, dass da ein neuer Kontinent entdeckt worden war. Auf Vespuccis Vornamen geht die Bezeichnung des Kontinents zurück. (Aber das ist eine andere Geschichte.)

Am Ende

Isabel verstarb 1504 im Alter von 53 vermutlich an den Folgen einer Infektionskrankheit. Ihr Ehemann folgte ihr gut elf Jahre später mit 63, er starb wahrscheinlich an den Folgen einer Herzinsuffizienz. Berichte deuten darauf hin, dass Fernando unter einer chronischen Krankheit gelitten hatte. Auf ihrem Sterbebett unterzeichnete Isabel noch die Gründungsurkunde für die Real Capilla de Granada | die Königskapelle in Granada. Dort wurden die sterblichen Überreste der beiden Katholischen Könige beigesetzt sowie später auch ihre Tochter und zunächst Thronfolgerin Juana I. | Johanna die Wahnsinnige und deren Mann Felipe el Hermoso | Philipp der Schöne. Die lateinische Grabinschrift der Katholischen Könige lautet:

„Mohameticae sectae prostratores et heretice pervicacie extinctores Ferdinandus Aragonorum et Helisabetha Castelle vir et uxor unanimes Catolice appellati marmoreo clauduntur hoc tumulo.“

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Berühmte Spanier – Hernán Cortés
(1485–1547)

Berühmte Spanier: 1000 pesetas, 12 de octubre de 1992, Hernán Cortés
1000 pesetas, 12 de octubre de 1992, Hernán Cortés

Hernán Cortés de Monroy y Pizarro Altamirano war ein spanischer Conquistador | Eroberer, der das riesige Aztekenreich in Mittelamerika unter die Herrschaft der spanischen Krone brachte. Er wurde in Medellín im Westen Spaniens geboren, studierte zunächst Jura, verließ jedoch die Universität, um in Amerika sein Glück zu suchen. Im Jahr 1511 erreichte er Kuba, wo er Diego Velázquez de Cuéllar (nicht zu verwechseln mit dem Maler Diego Velázquez) bei der Eroberung der Insel unterstützte und sich durch seine Kühnheit einen Namen machte.

1518 überredete Cortés Velázquez, der inzwischen Gouverneur war, ihn zum Befehlshaber einer Expedition nach Mexiko zu machen. Das Land war erst kürzlich von Europäern entdeckt worden. Die Gier nach vermuteten Reichtümer war groß. Kurz bevor Cortés in See stach, widerrief Velázquez seinen Auftrag, weil ihn Zweifel über die Motive seines Zöglings befielen. Cortés jedoch ignorierte den Rückzieher seines Vorgesetzten und brach auf. Bei seiner Ankunft gründete er eine Siedlung, das heutige Veracruz.

Cortés und die Azteken

Die wichtigste Zivilisation in der Region war die der Azteken unter der Führung von Moc­te­zu­ma* Xocoyotzin. Cortés machte sich auf den Weg in die aztekische Hauptstadt Tenochtitlán, eine dreimonatige Reise durch schwieriges Gelände. Man nimmt an, dass Cortés‘ Ankunft mit einer aztekischen Prophezeiung über die Ankunft eines weißhäutigen Gottes aus dem Osten zusammenfiel. Das würde erklären, warum Moctezuma Cortés willkommen hieß und ihm großzügige Geschenke machte. Die zunächst freundlichen Beziehungen verschlechterten sich allerdings schnell. Um einem Schlag der Azteken zuvorzukommen, nahm Cortés Moctezuma als Geisel und forderte von seinem Volk hohes Lösegeld.

Im April 1520 brachte Velázquez eine Expedition auf den Weg, um den abtrünnigen Cortés gefangen zu nehmen. Als Cortés sich zur Gegenwehr bereit machte, begannen die Azteken in Tenochtitlán einen Aufstand. Gezwungenermaßen machte Cortés kehrt und zwang Moctezuma, sich der Menge zu stellen und zum Frieden aufzurufen. Doch der Aztekenführer wurde dabei tödlich von einem Stein getroffen. Im Rasen der Revolte erlitten die Spanier schwere Verluste und wurden aus der Stadt vertrieben.

Cortés stellte seine Streitkräfte neu auf und kehrte 1521 nach Tenochtitlán zurück, das nach dreimonatigen Belagerung fiel. Auf den Ruinen des Ortes wurde eine neue Siedlung errichtet, die heutige Ciudad de México | Mexiko-Stadt. Spanischen Kolonisten besiedelten die Region, die schließlich zum Zentrum des spanischen Amerikas wurde. Cortés sicherte sich die Kontrolle über Mexiko. In seiner Gier nach den sagenumwobenen Aztekenschätzen fügte er der einheimischen Bevölkerung unermessliche Grausamkeiten zu. Auch durch Kolonisten eingeschleppte Krankheiten wie die Pocken forderten viele Todesopfer.

Der Niedergang

Im Jahr 1523 wurde Cortés zum Gouverneur und Generalkapitän von Neuspanien ernannt. Doch da die Krone befürchten musste, dass der Mann zu mächtig werden könnte, musste er 1528 nach Europa zurückkehren. Der König setzte ihn wieder als Generalkapitän, aber nicht mehr als Zivilgouverneur ein, seine Befugnisse wurden erheblich eingeschränkt und seine Aktivitäten überwacht. Cortés setzte daraufhin seine Erkundungen in Mittelamerika fort, in der Hoffnung, eine Meerenge zwischen dem Atlantik und dem Pazifik zu finden. Dies gelang ihm nicht. Aber er entdeckte stattdessen die Halbinsel Baja California im Norden des Kontinents.

Im Jahr 1541 kehrte Hernán Cortés verbittert nach Spanien zurück und zog sich auf ein Landgut in der Nähe von Sevilla zurück. Dort starb er am 2. Dezember 1547 im Alter von 62 Jahren. Seine Gebeine wurden in Mexiko beigesetzt, verschwanden allerdings im Jahr 1823.

Das postume Bild Hernán Cortés‘ ist durchaus zwiespältig. Zu seinen Lasten gehen die brutale Zerstörung der kulturellen Identität der Indianer und die durch die Eroberung ausgelöste Gewalt. Als Verdienst kann man ihm die Einigung Mexikos anrechnen sowie das Ende der aztekischen Sklavenfeldzüge und rituellen Menschenopfer.

* Hinweis: In deutschen Texten wird der Aztekenherrscher meist als Montezuma bezeichnet.

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Berühmte Spanier – Francisco Franco
(1892–1975)

Berühmte Spanier: Francisco Paulino Hermenegildo Teódulo Franco Salgado y Bahamonde Pardo, 1930
Francisco Paulino Hermenegildo Teódulo Franco Salgado y Bahamonde Pardo, 1930

Ich möchte unbedingt deutlich sagen, dass Francisco Franco keinesfalls als spanischer „Nationalheld“ gelten darf, weder im Blick von Historikern, noch in meinen Augen. Er steht nur deshalb in meiner Liste, weil er fast ein halbes Jahrhundert lang die Geschichte des modernen Spaniens geprägt hat. Aber lest doch selbst:

Francisco Franco Bahamonde, geboren im galicischen El Ferrol, war ein spanischer Militäroffizier und Diktator. Er durchlief eine steile militärische Karriere und wurde 1926 mit nur 34 Jahren zum jüngsten europäischen General nach Napoleon Bonaparte ernannt. Er war Mitglied der militärischen Führung, die 1936 den Staatsstreich gegen die demokratische Regierung der Zweiten Republik inszenierte, der zum Spanischen Bürgerkrieg führte. Unterstützt wurde die nationalistische Seite unter Franco von der faschistischen Bewegung Falange. Am 1. Oktober 1936 wurde Francisco Franco als oberster Führer der Putschisten vereidigt und von seinen Anhängern als Caudillo | Führer gefeiert.

El Franquismo

Franco war vom Ende des Bürgerkriegs bis zu seinem Tod im Jahr 1975 Staatsoberhaupt sowie von 1938 bis 1973 Präsident der spanischen Regierung. Die Zeit des fast vierzigjährigen autoritären Regimes Francos wird auch Franquismo | Franquismus genannt. Diese faschistische Diktatur begann mit der formalen Machtergreifung Francisco Francos als „Diktator auf Lebenszeit“ im Jahr 1939 und endete erst zwei Jahre nach seinem Tod.

Francos Ziel war es, Spanien vom Einfluss des Kommunismus und verschiedener Arbeiterbewegungen zu „reinigen“. Außerdem sollten die Rolle der Kirche und die Position des Militärs in Spanien gestärkt werden. Als unerlässlich galt für ihn die Abschaffung der Demokratie. Außerdem unterband er jegliche regionale Eigenständigkeit, etwa in den katalanischsprachigen Landesteilen.

Spanien unter Franco

Nach der Machtergreifung Francos kam es zu einer fast vollständigen wirtschaftlichen Ausgrenzung Spaniens auf internationaler Ebene. Es kam zu Problemen bei der Versorgung der Bevölkerung, Portugal und Argentinien halfen mit Weizen- und Fleischlieferungen.
Die Gesellschaft unterlag einer strengen Zensur. In den ersten fünf Jahren der Nachkriegszeit kam es zu den sogenannten depuraciones | Säuberungen, bei denen hunderttausende Menschen aus politischen Gründen denunziert, inhaftiert, gefoltert und hingerichtet wurden. Viele flohen ins Exil. Die Jahre des Bürgerkrieges und die der nachfolgenden Säuberungen sind eines der schwärzesten Kapitel der spanischen Geschichte. Auch die katholische Kirche spielte damals eine mehr als unrühmliche Rolle, etwa durch Kindeshandel von Neugeborenen.

Francos Verhältnis zum Ausland

Als 1939 mit dem deutschen Angriff auf Polen der Zweite Weltkrieg begann, erklärte Franco offiziell die Neutralität Spaniens. Er begründete diese mit der instabilen wirtschaftlichen Lage seines Landes. Dennoch kollaborierte er im Verborgenen mit den Achsenmächten Deutschland und Italien, vor allem indem er deren Flugzeuge und U-Boote in spanischem Hoheitsgebiet verkehren ließ. 1940 trafen sich Franco und Hitler im französischen Hendaya. Im Jahr danach entsandte Franco verdeckt spanische Truppen, die sich angeblich ohne Regierungsauftrag selbst organisierten, um an der Seite der Deutschen im Feldzug gegen die Sowjetunion zu kämpfen: die División Azul | Blaue Division und die weniger bekannte Escuadrilla Azul | Blaue Schwadron.

Zu Beginn der Fünfzigerjahre stand Spanien dank der ursprünglichen Autarkiebestrebungen Francos am Rande des wirtschaftlichen Kollaps. Also musste sich das Land öffnen. Der Diktator ließ US-Militärstützpunkte auf spanischem Territorium zu, im Gegenzug zu großzügiger finanzieller Unterstützung. In den Sechzigern sorgte der einsetzende Tourismus für so etwas wie ein spätes spanisches Wirtschaftswunder. Aber die fremden Gäste und ihre Freizügigkeit wurden in Francos Augen zur Bedrohung der fun­da­men­ta­lis­tisch-ka­tho­li­schen Perspektive für sein Land. Tatsächlich kam es zu Demonstrationen und Aufständen gegen das Regime. Die Untergrundarmee der baskischen ETA entstand.

Niedergang der Diktatur

Allmählich amtsmüde geworden, überließ Franco schließlich Anfang der Siebzigerjahre der Grauen Eminenz und seiner Rechte Hand Luis Carrero Blanco das politische Tagesgeschäft. Doch Carrero wurde 1973 von der ETA ermordet. Im Herbst des gleichen Jahres verschlechterte sich Francos Gesundheitszustand rapide. Über Jahre hinweg hatte er bereits an Parkinson gelitten, nun erlitt er mehrere Herzinfarkte und letztlich eine Magenblutung. Am 20. November 1975 verstarb Franco im Alter von 82 Jahren. Zwei Tage danach wurde Juan Car­los I. zum König von Spanien proklamiert und damit zu Francos Nachfolger. Zwar galt Juan Carlos als folgsame Marionette des ewige Diktators. Doch in dieser Einschätzung sollten sich sowohl Anhänger als auch Gegner des Regimes getäuscht haben. Schritt für Schritt demontierte der junge König die Relikte der Franco-Diktatur.

Der Leichnam Francisco Francos wurde zunächst im Valle de los Caídos | im Tal der Gefallenen beigesetzt. Der Gedenkort ist mittlerweile Teil der umstrittenen spanischen Erinnerungskultur. 1999 explodierte zwischen den Gräbern von Franco und Miguel Primo de Riveras, eines früheren spanischen Diktators, die Bombe einer antifaschistischen Widerstandgruppe. Der öffentliche Druck führte dazu, dass die sterblichen Überreste Francos nach ausführlichem Rechtsstreit zehn Jahre nach dem Bombenanschlag exhumiert und letztlich in eine Familiengruft auf dem staatlichen Friedhof von Pardo am Nordrand von Madrid überführt wurden.

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Notas de pie | Fußnoten:

¹El Español: De Seneca a Franco, estos son los españoles más famosos de todos los tiempos, 2017 [ES]

² — Auch über die mangelnde Quote weiblicher Persönlichkeiten habe ich mir Gedanken gemacht. Es gibt Quellen, die sich bewusst auf historische Frauengestalten konzentrieren. Man möge mir bitte nachsehen, dass es nur eine Frau in meine Rangliste geschafft hat.

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