Mapa de la España histórica

Catalán, gallego, vasco …

Weitere spanische Sprachen

Auf castellano fassbar geht es in allererster Linie um die kastilische Sprache, die im gesamten Staatsgebiet als Amtssprache gilt und eben auch in regionalen Abwandlungen in Mittel- und Südamerika gesprochen wird (siehe auch Difusión del castellano). Dass es aber neben dem Kastilischen noch weitere eigenständige Sprachen in Spanien gibt, wird allen Besuchern des Landes ziemlich schnell auffallen. Denn in den betroffenen Regionen gelten auch die lokalen Sprachen jeweils als zusätzliche Amtssprache.

Das führt dazu, dass Hinweisschilder im öffentlichen Raum, regionale Zeitungen, TV-Sendungen oder Werbetafeln nicht auf kastilisch, sondern in der jeweiligen Regionalsprache abgefasst sind. Deshalb will ich an dieser Stelle einige sprachhistorische Hintergründe zusammenstellen, die meine Leserschaft interessieren könnten.

Wieso ist Spanien ein mehrsprachiges Land?

Die bewegte Geschichte Spaniens führte dazu, dass die Bevölkerung keine kulturelle und sprachliche Einheit entwickeln konnten. Eine erste sprachliche Zusammenführung kam zwar mit der Besetzung der iberischen Halbinsel durch die Römer ins Rollen. Aus dem gehobenen römischen Latein entwickelten sich um Christi Geburt verschiedene Dialekte des Vulgärlateins. Einer dieser romanischen Dialekte war das, woraus sich das heutige Kastilisch entwickelte. Es gab aber auch andere, wie wir sehen werden.

In späteren Jahrhunderten kam der sprachliche Einfluss der Mauren hinzu (siehe auch El suspiro del moro), die bis ins fünfzehnte Jahrhundert hinein Landesteile in größerem oder kleinerem Umfang beherrschten. Erst mit der Verdrängung der Mauren im Zuge der reconquista | Rückeroberung und mit der Eheschließung der Katholische Könige Isabel und Fernando begann der Siegeszug des Kastilischen. Jedoch bewahrten die verschiedenen Reichsteile zunächst noch ihre traditionellen Institutionen, ihre Rechtssysteme und Sprachen. Die Sprachgebiete des Katalanischen, das sich an der Ostküste der iberischen Halbinsel bis nach Alicante ausdehnte, und des Galicischen, das sich am Nordwestrand der Halbinsel verbreitete, vergrößerten sich sogar.

Im Schicksalsjahr 1492 veröffentlichte Antonio de Nebrija seine Gramática de la lengua castellana. Das Kastilische setzte sich damals gegen das mittelalterliche Latein zumindest als Kanzleisprache und Sprache der Wissenschaft durch. Doch neben dem Kastilischen wurden wie gesagt eben auch alle anderen Regionalsprachen toleriert.

Erst im 18. Jahrhundert, unter der Herrschaft der Bourbonenmonarchie, verwandelte sich Spanien in einen Zentralstaat nach kastilischem Recht. Sprachgesetzte zu Gunsten des Kastilischen wurden erlassen. Im Jahr 1713 wurde die spanische Sprachakademie Real Academia Española zur Reinhaltung und Stabilisierung des Spanischen gegründet. Im zwanzigsten Jahrhundert brachte die Franco-Diktatur mit sich, dass in der Öffentlichkeit ausschließlich nur mehr Kastilisch gesprochen werden durfte: ¡Habla cristiano! | Sprich christlich!

Mit dem Ende der Diktatur in den Siebzigerjahren schlug das Verbot jedoch ins Gegenteil um. Regionalsprachen wurden auch zum Symbol politischer Unabhängigkeitsbestrebungen.


Welche Regionalsprachen gibt es heute?

In einer Umfrage aus dem Jahr 2012 gaben in Spanien von den Befragten im Alter ab fünfzehn Jahren auf die Frage nach ihrer Muttersprache 82 % Kastilisch, 8 % Katalanisch, 5 % Galicisch und 1 % Baskisch an. (Quelle)

Català [CAT] | Catalán [ES] | Katalanisch

Katalanisch ist kein Dialekt des Spanischen, sondern eine weitere, direkt aus dem Vulgärlatein hervorgegangene eigenständige Sprache. Sie wird in verschiedenen Regionaldialekten in Katalonien, Valencia (→ valenciano), den balearischen Inseln (→ mallorquín, menorquín, eivissenc), in Andorra als Amtssprache sowie stark begrenzt in Teilen Südfrankreichs und (aussterbend) im Westen Sardiniens gesprochen.

Aus meiner persönlichen Sicht – ich verstehe vieles im Katalanischen, spreche es jedoch nur rudimentär – habe ich viele französischsprachige und italienische Element entdeckt. Ein paar meiner Sprachnotizen zum Katalanischen finden Interessierte auf meinem Internetnotizblock.

Galego [GAL] | Gallego [ES] | Galicisch

Galicisch ist eng mit seinen iberoromanischen Nachbarsprachen verwandt, also sowohl mit dem Kastilischen, aber noch enger mit dem Portugiesischen, mit dem es ursprünglich eine Einheit bildete. Man nimmt an, dass sich das Galicische aus dem Latein der römischen Kolonisation Galiciens entwickelt hatte. Heutzutage ist das Galicische stark mit dem Kastilischen vermischt und deshalb im Vergleich zu den anderen Regionalsprachen relativ einfach zu verstehen.

Euskera [VAS] | Vasco [ES] | Baskisch

Das Baskische ist nach bisheriger Kenntnis der Forschung mit keiner anderen bekannten Sprache verwandt. Es wäre also eine von allen anderen heutigen europäischen Idiomen isolierte Sprache, ohne Zugehörigkeit zu einer größeren Sprachfamilie. Dadurch nimmt sie eine auffällige Sonderrolle ein. Eine sprachwissenschaftlich weit verbreitete, jedoch durchaus auch angezweifelte These besagt, dass das Baskische der letzte überlebende Vertreter einer alteuropäischen Sprachentwicklung ist, die noch vor dem Vordringen des Indogermanischen in Westeuropa verbreitet war.

Die Bezeichnung „Basken“ stammt vom Lateinischen vascones. Die Basken bezeichnen sich selbst als euskaldunak (das bedeutet etwa: „die Baskisch sprechenden Menschen“). Wer eine andere Sprache spricht, heißt auf Baskisch erdaldunak (bedeutet: „vom Baskischen verschieden Sprechende“).

Aus meiner persönlichen Sicht ist Baskisch in der Tat vollkommen unverständlich. Ich habe keinerlei Zugang zu dieser Sprache. Sie besitzt kein grammtisches Geschlecht, kein Nominativ-Akkusativ-System, aber ein formenreiches, um nicht zu sagen kompliziertes Verbalsystem.


Über diese drei offiziellen Regionalsprachen hinaus existieren weitere lokale Sprachwurzeln, die jedoch nicht zu eigenständigen Parallelidiomen im Sinne von Amtssprachen führten:

  • Asturleonesisch, östlich von Galcien
  • Aragonesisch, im Pyrenäenbereich Aragons
  • Aranisch, im Vall d’Aran in den Zentralpyrenäen