Nochevieja, Puerta del Sol, 2024

Nochebuena, Nochevieja, Reyes Magos

Zum Jahreswechsel in Spanien

Die drei großen Feiertage zum Jahreswechsel heißen in Spanien Nochebuena | Heiligabend, Nochevieja | Silvester und Reyes Magos | Heilige Drei Könige.

Os deseo de todo corazón, una feliz Navidad y un próspero año nuevo. ¡Salud, dinero, amor y paz para todos!

La Nochebuena | der Heiligabend

Traditionell trifft sich die ganze Familie am 24. De­zem­ber abends zu einem gemeinsamen Festmahl zu Hause bei einem der Familienmitglieder. El belén de Navidad, el pesebre | die Weihnachtskrippe darf dabei nicht fehlen. (Christbäume gehören nicht zur spanischen Weihnachtstradition, aber spätestens seit den 1980er-Jahren hielten behängte Nadelbäume auch in Haushalten südlich der Pyrenäen Einzug.) Die Speisenfolge des unbedingt mehrgängigen Weihnachtsmenüs variiert, je nach Gegend und familiären Vorlieben. Einig sind sich aber fast alle Spanier bei den Nachspeisen: Es gibt turrón | einen weißen Nugat, der schon im Mittelalter mit den Mauren nach Spanien kam. Grundbestandteile sind Mandeln, Honig, Zucker und Eiklar. Und, oder polvorones | ein traditionelles andalusisches Mandel-Schmalz-Gebäck. Womöglich auch mazapán | Marzipan, am besten aus Toledo.

Geschenke werden in der „Guten Nacht“ nicht ausgeteilt, die müssen bis zum Dreikönigstag warten. Die Jüngeren treffen sich am 24. im Anschluss noch mit Freunden, ältere und religöse Familienmitglieder besuchen um vierundzwanzig Uhr die Misa de Gallo oder Vigilia de Navidad | die Mitternachtsmesse.

In Spanien gibt es nur einen Weihnachtsfeiertag, la Navidad del Señor | den Weihnachtstag des Herrn am 25. De­zem­ber. Der Tag wird üblicherweise sehr ruhig begangen mit Kirchgang und dem Absingen traditioneller Weihnachtslieder, den villancicos de Navidad | Weihnachtsliedern.

Vorweihnachtszeit

Adventskalender oder Schokonikoläuse sind in Spanien übrigens traditionell nicht bekannt, werden aber im Zuge der internationalen Kommerzialisierung der Festtage auch hier immer öfter angeboten. Besonderes Highlight der Vorweihnachtszeit ist in Spanien die Verlosung del Gordo | des „Dicken“, jeweils am Abend des 22. De­zem­ber. El Sorteo de Navidad | die Weihnachtslotterie fand erstmals 1812 in Cádiz statt. Die Lose werden jedes Jahr ab Spätsommer in Zehnteln zum Kauf angeboten. Ein ganzes Los – also zehn Zehntel – zum Preis von 200 Euro kann vier Millionen Euro gewinnen. Die Verlosung ist immer ein Riesenspektakel und wird aus der spanischen Hauptstadt im Fernsehen übertragen. Dabei singen Schüler des Madrider Internats San Ildefonso die gezogenen Losnummern vor.


La Nochevieja | Silvester

Auch der Silvesterabend beginnt in Spanien mit einem ausgedehnten Abendessen im Freundes- oder Familienkreis. Und wie gehen Spanier um Mitternacht ins neue Jahr? Indem sie zwölf grüne Weintrauben essen oder genauer gesagt schlingen, las uvas de la suerta | die Glückstrauben. Der Brauch besagt, dass am 31. De­zem­ber um Mitternacht eine Traube nach der anderen im Rhythmus der Glockenschlägen gegessen werden muss, die das Jahresende einläuten. Das ist gar nicht so einfach. Aber wer es schafft, sie alle rechtzeitig aufzuessen, hat ein Jahr voller Glück und Wohlstand vor sich. (Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte darüber hinaus den Übergang vom alten aufs neue Jahr nur auf seinem rechten Bein stehend verbringen.)

Die traditionelle Glockenbeschallung wird übrigens landesweit in Radio und Fernsehen von der Puerta del Sol aus Madrid übertragen, die wir oben auf dem Titelbild zu diesem Beitrag sehen. Dort versammeln sich Tausende vor der Turmuhr, um der Ankunft des neuen Jahres entgegenzusehen. Nach den zwölf Trauben wird dann bis in die Morgenstunden gefeiert, wenn der anbrechende Tag mit churros con chocolate | heißem Spritzgebäck mit ebenso heißer Schokolade begrüßt wird.

In der Neujahrsnacht sollte man übrigens unbedingt rote Unterwäsche tragen. Das bringt nämlich Glück in der Liebe im neuen Jahr. (Alternativ soll gelbe Wäsche für eine gute Finanzlage sorgen.) So manche(r) packt auch symbolisch seine Koffer und lässt sie die ganze Nacht über an der Haustüre stehen. Das soll ein Jahr voller spannender Reisen nach sich ziehen. Außerdem könnte man seine Neujahrswünsche aufschreiben und zum Jahresbeginn verbrennen. Dann gehen sie sicher in Erfüllung. – ¡Feliz año! | Frohes neues Jahr!


Los Reyes Magos | die Heiligen Drei Könige

Jedes Jahr am 6. Januar freuen sich Millionen von Kindern auf der ganzen Welt auf den Dreikönigstag, denn in spanischsprachigen Ländern ist dieser Tag auch gleichbedeutend mit Geschenken für alle Kleinen im Haus. Im Vorfeld haben alle Kinder ihre Briefe an die Heiligen Drei Könige geschrieben und darin um ihre Wunschgeschenke gebeten. Und wenn sie sich gut benommen haben, bringen über Nacht los Reyes Magos, Gaspar, Melchor y Baltasar | die Heiligen Drei Könige, Kaspar, Melchior und Balthasar die ersehnten Gaben. (Oder, wenn das Betragen eher mies war, gibt es Kohlestückchen.)

Zur lukullischen Erbauung wird der traditionelle roscón de Reyes | Dreikönigskuchen gereicht. In diesem Kuchen versteckt findet sich oft eine kleine Figur, oder notfalls eine Bohne, die das Jesuskind symbolisieren soll. Es ist Tradition, dass derjenige, der Figur oder Bohne findet, den Kuchen bezahlen muss. Brauch und Kuchen stammen übrigens aus dem Mittelalter und wurden von Spanien aus in andere Länder exportiert, namentlich Belgien, Frankreich, Mexiko und Portugal.

Kirchlich gesehen steht hinter dem Dreikönigstag der Festtag Epifanía del Señor | Erscheinung des Herrn oder Epiphaniasfest. In Spanien ist der 6. Ja­nu­ar arbeitsfreier Nationalfeiertag.