Nueva gramática de la lengua española

Secuencias de pronombres

Gib es ihr!

Wir beschäftigen uns heute mit einem etwas mysteriösen Sonderfall bei der Verwendung von aufeinander folgenden Fürwörtern, also von Pronomen, die im Satz anstelle von Hauptwörter stehen können. Dazu erst einmal ein einfaches Beispiel, damit klar wird, worum es geht:

  • Gabi entregó el regalo a Paco | Gabriel gab Franz das Geschenk
  • Gabi le entregó el regalo | Gabriel gab ihm das Geschenk
  • Gabi lo entregó a Paco | Gabriel gab es Franz

Hier haben wir zwei Fürwörter, eines im Dativ – wem gab er das Geschenk? – und eines im Akkusativ – was gab er Franz? Wenn wir nun die beiden letzten Sätze kombinieren, entsteht folgender Satz:

  • Gabi se lo entregó | Gabriel gab es ihm

Nanu? Was ist denn da passiert? Müsste es nicht heißen: Gabi le lo entregó. Genau das habe ich mit dem Hinweis „mysteriös“ im ersten Absatz gemeint. Selbst Spezialisten sind sich nicht einig, wie es zu diesem unverhofften Buchstabenwechsel gekommen ist ¹. Aber trotzdem gilt:

Wenn zwei Fürwörter nacheinander stehen, eines im Dativ und das andere im Akkusativ, wird aus dem Dativpronomen se ². Ohnehin gilt auch hier: Dativ vor Akkusativ.

Diese Regel gilt übrigens unabhängig davon, wie viele Personen oder Dinge im Dativ stehen und welchen Geschlechts diese sind. Und es ist auch unerheblich, ob es sich um einen Aussage- oder Befehlssatz handelt. Ein paar Beispiele:

  • él se lo da | er gibt es ihm
    oder: er gibt es ihr (der Frau)
    oder: er gibt es ihnen (den Frauen)
    oder: er gibt es ihnen (den Männern)
  • ella se las manda | sie schickt sie (die Briefe) ihm/ihr/ihnen
  • ¡dáselo! | gib es ihm/ihr/ihnen!
    ¡dásela! | gib sie ihm/ihr/ihnen!
  • ya se lo diré mañana | ich werde es ihm/ihr/ihnen morgen schon sagen

Quelle: RAE


Notas al pie | Fußnoten:

¹ — Sprachtheoretiker wie die Real Academia Española spekulieren, dass der Wechsel zu se durch eine Analogie zu Kombinationen beeinflusst worden sein könnte, bei denen dieses se gar nicht im Dativ steht (atóselo, echóselo). Andere Wissenschaftler meinen, dass es einen umgekehrten Austausch von Zischlauten gegeben haben könnte, wie in anderen Entwicklungen vom Lateinischen ins Spanische.

Weniger wissenschaftlich hingegen scheint eine weit verbreitete Erklärung zu sein, nach der le lo eine unerwünschte Kakofonie darstellt und deshalb aus Gründen der Spracheleganz vermieden wird. Noch simpler und wohl kaum haltbar ist die These, dass existierende Wörter wie lelo, lela | doof wegen möglicher Peinlichkeiten nicht verwendet werden sollten.

² — Für besonders Wissendurstige: Dieses buchstabenverschobene se ist nicht zu verwechseln mit dem reflexiven se!
Dijeron que no se me lo entragara hasta mañana | sie sagten, man würde mir es nicht vor morgen liefern